Diabetiker im Job – fast alles ist möglich

Diabetes gehört in Deutschland mit rund 6,5 Millionen Erkrankten zu den großen Volkskrankheiten. In fast jedem Betrieb arbeitet jemand, der an „Zucker“ erkrankt ist – Tendenz steigend. Dazu kommt eine relativ hohe Dunkelziffer an Personen (geschätzt etwa 2 Millionen), die von ihrem Diabetes noch nichts wissen, da die Krankheit oft schleichend und über viele Jahre unbemerkt entsteht (Quelle: Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2017). Viele Betroffene stehen mitten im Berufsleben, wenn sie die Diagnose erhalten. Doch was bedeutet das für den Job? Welche Risiken gibt es und wie können sich der erkrankte Mitarbeiter, die Kollegen und Sie darauf einstellen?

Offener Umgang mit der Krankheit

Viele Diabetiker verschweigen ihre Krankheit gegenüber ihrem Arbeitgeber und den Kollegen – aus Angst davor, den Job zu verlieren. Wenn der Erkrankte nicht erheblich in seiner Arbeit beeinträchtigt ist oder in Hochrisikobereichen arbeitet, in denen er sich oder andere gefährden kann, ist er nicht verpflichtet, Sie über seine Erkrankung zu informieren. Die krankheitsbedingten Einschränkungen eines Diabetikers einschätzen zu können – beispielsweise für die obligatorische Gefährdungsbeurteilung –, ist stark vom Einzelfall und der zu beurteilenden Tätigkeit abhängig. Daher sollten Sie das Gespräch mit dem Mitarbeiter suchen, um gegebenenfalls individuelle Lösungen für seinen Arbeitsplatz zu finden. Eine veränderte Arbeitsgestaltung kann entscheidend dazu beitragen, ein bestehendes Arbeitsverhältnis zu sichern und langfristig zu erhalten. Zudem sollte die Zusammenarbeit zwischen dem diabeteserkrankten Mitarbeiter, dem Hausarzt beziehungsweise Diabetologen und dem Betriebsarzt zur Routine werden.

Früherkennung wichtig

Ein langjähriger unerkannter Typ-2-Diabetes kann zu schweren Begleit- und Folgeerkrankungen führen. Daher ist es wichtig, das Diabetes-Risiko frühzeitig zu erkennen. Prävention sollte ein wichtiger Bestandteil Ihrer Betrieblichen Gesundheitsförderung sein. Mit Aktionstagen zu den Themen Diabetes und gesunde Ernährung sowie mit Blutzuckermessungen können Sie Ihre Beschäftigten für das Thema sensibilisieren. Arbeitnehmer, die ein erhöhtes Erkrankungsrisiko für Diabetes haben, können in der Regel mit einer gesunden Ernährung und Bewegung verhindern, dass es zu einer Verschlimmerung der Erkrankung kommt.

Praxistipps:

Eine schwere Unterzuckerung kann in bestimmten Berufen eine Gefahr bedeuten, wie beispielsweise bei der beruflichen Personenbeförderung, beim Transport von gefährlichen Gütern, in Überwachungsfunktionen mit alleiniger Verantwortung für das Leben anderer oder bei Arbeiten mit Absturzgefahr.

Betriebe erhalten durch die Rehabilitationsträger organisatorische und finanzielle Unterstützung für eine behindertengerechte Ausstattung des Arbeitsplatzes beziehungsweise bei der Anschaffung von Hilfsmitteln und Arbeitshilfen. Falls der Diabetiker eine nachgewiesene Schwerbehinderung hat, kann das Integrationsamt Hilfen gewähren.