Praxistipp:

Hier finden Sie weitere Informationen zu Lärm am Arbeitsplatz.

Laut oder ständig – Wann Lärm am Arbeitsplatz zum Problem wird

Wer beim Thema Lärm am Arbeitsplatz an Menschen denkt, die mit schweren Produktionsmaschinen oder am Bau beschäftigt sind, sieht nur einen kleinen Ausschnitt der Betroffenen. Als Lärm gilt jedes Geräusch, durch das sich Menschen beeinträchtigt fühlen. Dabei geht es nicht nur um die reine Lautstärke, sondern auch um die Art des Geräusches und die Situation dessen, der das Geräusch wahrnimmt. Auch ein tropfender Wasserhahn kann eine Lärmquelle sein, wenn sich der daneben Arbeitende sehr stark konzentrieren muss.

Die Ohren schlafen nie

Die Ohren arbeiten pausenlos, man kann sie nicht schließen oder die Hörempfindungen ignorieren. Das Gehirn verarbeitet alle Geräusche, bewertet sie permanent und sucht nach für den Hörer wichtigen oder gefahrenhinweisenden Geräuschen. Entsprechend lassen sich auch Geräusche nur schlecht ausblenden; sie erscheinen in der Nacht lauter und gefährlicher als am Tag. Als besonders wichtig bewertet das Gehirn Gespräche und gesprochene Informationen. Deshalb ist es schwierig, die Telefonate des Nebenmanns im Zug zu ignorieren, wenn man sich auf die Lektüre wichtiger Unterlagen konzentrieren möchte. Auch in Großraumbüros gelten das Gespräch der Kollegen oder Telefonate als eine nur schwer zu ignorierende und störende Lärmquellen – auch wenn die Lautstärke eher gedämpft ist. Vermeidbare Geräusche wie knallende Türen werden oft als störend empfunden.

Lärm schadet dem Gehör

Bei Lärm wird zwischen punktuellen – oft sehr lauten – Geräuschen und permanentem Lärmpegel unterschieden. Der kurze, laute Knall verursacht sofort wahrnehmbare gesundheitliche Beeinträchtigungen, zum Beispiel eine meist vorübergehende Taubheit oder einen Tinnitus. Hiervon erholt sich das Gehör jedoch in der Regel wieder, sofern sich der Knall nicht wiederholt. Langfristiger Dauerlärm hingegen verursacht oft auch dann dauerhafte Hörschäden, selbst wenn er vergleichsweise leise ist. Diese Schäden können auch durch langjährige Lärmbelästigung von 80 Dezibel entstehen, das entspricht einer stark befahrenen Straße. Gleichzeitig steigt der Stresspegel durch Dauergeräusche, der Blutdruck steigt und damit auch das Risiko eines Schlaganfalls, Herzinfarkts oder einer Herzschwäche. Und schon der Lärmpegel eines Büros kann das vegetative Nervensystem so beeinflussen, dass die Leistungsfähigkeit um fünf bis zehn Prozent sinkt – und der Krankenstand steigt. Gleichzeitig werden Hilflosigkeitsempfinden und Depressionen durch Dauerlärm gefördert.

Wie Sie sich und Ihre Arbeitnehmer schützen können

Während für Arbeitnehmer an lärmenden Gerätschaften und Maschinen wie Presslufthämmern, Stanzen oder auf dem Rollfeld Gehörschutzvorrichtungen vorgeschrieben sind, müssen im Büro vor allem Absprachen getroffen werden. So könnte eine bestimmte Stunde am Tag für leise Arbeiten reserviert werden; in dieser Zeit wird das Telefon auf ein anderes Büro oder den Anrufbeantworter umgeleitet. Längere Gespräche oder Besprechungen sollten nicht im Großraumbüro, sondern in einem separaten Raum geführt werden. Für Vieltelefonierer sollten Telefonkabinen eingerichtet oder ein separater Raum zur Verfügung gestellt werden, ebenso für lärmempfindliche Mitarbeiter. Eine möglichst schon bei der Einrichtung des Großraumbüros bedachte gezielte Kombination aus schallschluckenden Teppichen, Decken- oder Wandabhängungen, Möbeln und Pflanzen können die Belastung minimieren. Nachträgliche Korrekturen erzielen meist nicht denselben Effekt. Aber auch nervende kleine Geräuschquellen im Büro können reduziert werden: In Großraumbüros sollten Tastaturen mit leisem Anschlag genutzt werden und die Telefontöne zwar unterschiedlich, aber vor allem leise gestellt werden. Übrigens können eingehende Telefonanrufe auch durch ein optisches Signal oder eine Eingangsanzeige auf dem Computer – ähnlich dem sogenannten Mail-Alert – angezeigt werden, dann kann auf das Klingeln ganz verzichtet werden.

Eine Pause für die Ohren

Zudem gilt: Das Gehör sollte auch in der Freizeit nicht zu stark belastet werden. Die allseits beliebten In-Ear-Kopfhörer gefährden durch ihre Nutzung direkt im Ohr das Lautstärkeempfinden und sollten möglichst leise eingestellt werden – vor allem im Straßenverkehr. Bei Live-Rockkonzerten können lärmempfindliche Menschen leichte Gehörschutzstopfen verwenden, die die Lautstärke dämpfen, ohne den Klang zu beeinträchtigen.