Leisure Sickness: Krank in der Freizeit

Der Urlaub steht vor der Tür – und ausgerechnet dann schlägt die Krankheit zu. Einen Tag vor Urlaubsende ist man wieder gesund und hat sich nicht richtig erholt. Dieses Phänomen, auch Leisure Sickness genannt, kennt etwa ein Viertel der deutschen Arbeitnehmer. Die Betroffenen klagen meistens über Erschöpfung, Schmerzen oder Infektionen im Urlaub, oft auch am Wochenende.

Betroffene haben häufiger Stress im Beruf

Dafür gibt es mehrere Gründe, wie niederländische Psychologen von der Tilburg Universität herausgefunden haben. Befragt wurden Menschen, die immer wieder im Urlaub oder am Wochenende krank werden, sowie eine Kontrollgruppe. In einigen Punkten unterschieden sich die beiden Gruppen: Die erkrankten Urlauber berichteten häufiger über Stress im Beruf und eine hohe Arbeitsbelastung. Sie kamen nicht gut mit Stress zurecht und konnten schlecht abschalten. Der Studie zufolge sind Frauen und Männer, Singles und Familienmenschen gleichermaßen betroffen. Allen aber ist gemeinsam, dass es ihnen schwerfällt, abzuschalten und loszulassen. Diese Personen, die auch als Perfektionisten bezeichnet werden können, haben ein starkes Verantwortungsgefühl bezüglich ihrer Arbeit und können ihre freie Zeit nicht richtig genießen. Grund könnten Schuldgefühle sein, die mit Ruhe und Entspannung einhergehen.

Im Urlaub hört man auf seinen Körper

Ein weiterer Grund für eine Erkrankung in der freien Zeit könnte eine veränderte Wahrnehmung sein: Im Urlaub hat man Zeit und Muße, auf seinen Körper zu hören und merkt vielleicht erst dann, dass etwas zwickt. Dies ließ sich ausblenden, solange man sich in einer stressigen Arbeitsphase befand.

Stress macht anfällig für Infektionen

Stress spielt bei dem Phänomen Leisure Sickness eine entscheidende Rolle: Er macht die Betroffenen anfällig für Infekte und Entzündungen und unterdrückt gleichzeitig die Immunabwehr. Dadurch heilen beispielsweise Wunden langsamer. Mediziner und Stressforscher der Universität Trier fanden heraus, dass man sich zwar während einer Stressphase mit Erregern anstecken kann, die Symptome aber zunächst ausbleiben, da Stresshormone die Immunantwort unterdrücken. Erst wenn man zur Ruhe kommt, kann sich der Körper um die Infektion kümmern.

Die niederländischen Forscher befragten auch Menschen, die nicht mehr unter Leisure Sickness litten. Auf die Frage, was sich bei ihnen verändert hätte, antworteten einige, dass sie ihren Job gewechselt hätten. Andere allerdings hätten ihre Einstellung geändert – der Beruf sei nicht mehr das Wichtigste in ihrem Leben.

Wie kann man sich schützen?

Um sich vor Leisure Sickness zu schützen, sollte man schon in seinem Alltag versuchen, Regenerationsphasen einzubauen. Wichtig sind auch viel Schlaf, Pausen während der Arbeitszeit sowie Hobbies und Zeit für Familie und Freunde. Auch Sport kann dazu beitragen, Stress abzubauen und das Immunsystem zu stärken. Vorsicht ist aber bei übertriebenem Ehrgeiz geboten, denn dieser schwächt den Körper.

Einem unter Dauerstress stehenden Menschen zu sagen, er solle es langsamer angehen lassen, bringt gar nichts. Hier benötigt man viele kleine Schritte, um die Fähigkeit zu entspannen wieder einzuüben. Dabei können zum Beispiel Autogenes Training oder das Relaxationsverfahren nach Jacobson helfen.

Wie bewahrt man sich den Erholungseffekt?

Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub – länger als vier Wochen hält die Erholung aus dem Urlaub oft nicht an. Damit die Entspannung aus dem Urlaub nicht schnell verloren geht, sollte man sich in den Wochen danach gezielt Erholungsmomente suchen. Einige Experten empfehlen auch, mehrere kleinere Trips statt nur einmal im Jahr eine große Reise zu unternehmen.