Girls'Day und Boys'Day – ein Gewinn für alle

Ausbildungsplätze sind unterschiedlich begehrt. Manche bleiben gar unbesetzt. Der Grund liegt oft an den Rollenklischees. Mädchen bevorzugen Berufe rund um Gesundheit, Schönheit und Soziales. Jungen entscheiden sich gerne pro Basteln, Bauen und Technik. Neue Berufswahlmuster beim Nachwuchs sind nötig. Doch wie sollen diese entstehen? Am besten in der betrieblichen Praxis – am Girls’Day wie am Boys’Day.

Über den Tellerrand hinaus

Traditionelle Berufsvorstellungen plus Demografie sorgen dafür, dass in vielen Berufen der Nachwuchs knapp wird. Unternehmen mit offenen Ausbildungsstellen stehen Jugendlichen gegenüber, die eine Ausbildung suchen, aber keinen Blick über den berühmt-berüchtigten Tellerrand werfen. Abhilfe tut not. Gute Beispiele schaffen es, die Gedankenkette von frauentypischen und männertypischen Berufen zu durchbrechen. 

Ein praktisches Instrument ist der Berufs-Zukunftstag, der alljährlich als Girls’Day und als Boys’Day auf sich aufmerksam macht. Schon viele Betriebe engagieren sich: Im vergangenen Jahr gab es knapp 9.500 Angebote für Mädchen und rund 5.500 Angebote für Jungen. Mitmachen lautet die Empfehlung an Unternehmen, die dem Engpass an Fachkräften entgegentreten wollen.

Warum mitmachen?

Berufswünsche entstehen nicht von allein. Sie können aber geweckt werden – am besten direkt in der Arbeitswelt. Mädchen das Arbeiten in einer Tischlerei näher zu bringen ist da, wo es nach Holz riecht, erfolgreicher als ein steriler Vortrag im Klassenzimmer. Nicht anders ist es bei den Jungen: Ein Vortrag über Berufe in der Altenpflege ist langweilig, das praktische Erleben in einem Seniorenheim lässt ein Gespür dafür aufkommen, wie wertvoll und sinnvoll diese Tätigkeit ist. Einfach ist es nicht, gegen Geschlechterstereotype, gegen Träume und fehlende Vorbilder anzukämpfen. Möglich und lohnenswert ist es allemal. Die Berufswahlmuster können verändert werden. Das braucht Zeit und Unternehmen, die konkret Abhilfe schaffen wollen und bereit sind, Jugendlichen bislang unbekannte Berufe vorzustellen, werden belohnt: Für alle Beteiligten ist der Berufs-Zukunftstag eine Win-Win-Situation. Die Unternehmen knüpfen Kontakte zu potenziellen Auszubildenden und tun etwas für ihr Image, die Jugendlichen lernen Berufswelten kennen, von denen sie gar nicht ahnten, dass es sie gibt.

Der Girls’Day

Am Mädchen-Zukunftstag haben Unternehmen und Handwerksbetriebe die Möglichkeit, die Berufsorientierung von Schülerinnen ab der 5. Klasse in eine andere Richtung zu lenken: weg von den klassischen Frauenberufen, hin zu Berufen, in denen Frauen kaum noch oder gar nicht anzutreffen sind. Betriebe, denen es gelingt, den weiblichen Nachwuchs für solche Tätigkeiten zu interessieren, erweitern ihr Potenzial an zukünftigen Fachkräften. Nach der Statistik des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit, das den Girls‘Day wie den Boys’Day koordiniert, erhalten 20 Prozent der Unternehmen und Organisationen, die sich einige Jahre zuvor am Girls’Day beteiligt haben, Bewerbungen von einstigen Teilnehmerinnen. Ein Erfolg, der für sich spricht.

Der Boys’Day

So wie die Mädchen mit Berufen konfrontiert werden, die überwiegend von Männern ausgeübt werden, lernen die Schüler ab der 5. Klasse Berufe kennen, in denen Männer Seltenheitswert haben: Pflege statt Mechanik, Physiotherapie statt Lagerlogistik lautet für sie die Devise. Die Schnupperangebote kommen bei den Jungen gut an: 94 Prozent der rund 32.000 Jungen, die 2015 am Zukunftstag aktiv waren, urteilen auf Nachfrage mit „sehr gut“ oder „gut“. Die Unternehmen und Einrichtungen, die sich am Boys’Day beteiligt haben, stehen den Youngstern in der Beurteilung kaum nach: 80 Prozent sind mehr als zufrieden und mehr als 85 Prozent attestieren den Teilnehmern großes Engagement.

Wie mitmachen?

Tradierte Berufswahlmuster zu durchbrechen ist ganz leicht: Sie können sich mit einer Aktion am Girls’Day oder am Boys’Day beteiligen. Anregungen, wie der Berufs- Zukunftstag gestaltet werden kann, erhalten Sie im Internet. Für Beratungsgespräche rund um den Girls‘Day stehen Ihnen die Arbeitskreise parat, rund um den Boys’Day informieren die verschiedenen Initiativen Sie. Auch an die Koordinierungsstelle können Sie sich gern wenden. Wenn Sie sich beteiligen, können Sie nur gewinnen! Der nächste Berufs-Zukunftstag ist übrigens am 28. April 2016. Es ist also noch ausreichend Zeit, um schon in diesem Jahr dabei zu sein.

Praxistipp:

as Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit in Bielefeld koordiniert den Girls’Day und den Boys’Day. Fragen werden unter Telefon 0521–106 73 57 und unter E-Mail info(at)girls-day.de oder unter Telefon 0521–106 73 60 und unter E-Mail info(at)boys-day.de beantwortet. Auf den Webseiten www.girlsday.de und www.boys-day.de steht umfangreiches Material zur Verfügung.