Praxistipp:

Den aktuellen BKK Gesundheitsreport können Sie hier herunterladen: www.bkk-dachverband.de/ publikationen/bkk-gesundheitsreport/

Gesundheitsreport 2015 – Langzeiterkrankungen nehmen zu

Der aktuelle BKK Gesundheitsreport „Langzeiterkrankungen“ zeigt, dass fast die Hälfte aller Fehltage bei den beschäftigten BKK-Mitgliedern auf das Konto von Langzeiterkrankungen mit einer Dauer von mehr als sechs Wochen geht. Vor zehn Jahren lag dieser Anteil noch fünf Prozentpunkte niedriger. Ändert sich grundsätzlich nichts bei der Versorgung dieser Patienten, ist zu erwarten, dass mit fortschreitendem demografischen Wandel lang andauernde und meist auch chronische Krankheiten immer weiter zunehmen.

Franz Knieps, Vorstand des BKK Dachverbandes, stellt mit Blick auf die Datenlage fest: „Das deutsche Gesundheitswesen ist erstarrt in seinen Strukturen. Es ist nicht am Krankheitsverlauf eines Patienten orientiert, was bei Langzeit-Patienten bitter nötig wäre, sondern agiert in Zeiten globaler Informationsvernetzung noch mit Abgrenzung und Abschottung: So zwischen ambulanter und stationärer Behandlung, zwischen Ärzten und anderen Gesundheitsberufen und auch zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung.“

Masterplan „Chronische und Langzeiterkrankungen“ bitter nötig

Knieps fordert deshalb, dass endlich gehandelt wird. Ähnlich dem nationalen Krebsplan ist nun ein Masterplan für langwierige und chronische Leiden zu erarbeiten: „Oberste Priorität sollten dabei die Bedarfe und Bedürfnisse von Langzeitpatienten haben. Um erfolgreich zu sein, sollten alle Akteure am Plan und dessen Umsetzung mitwirken – ohne auf tradierte Hierarchien und Privilegien zu pochen“.

Knieps ist davon überzeugt, dass die junge Medizinergeneration, die gut ausgebildeten jungen Pflegefachkräfte und weitere zukunftsorientierte Akteure aus dem Gesundheitswesen mit Dynamik und Beharrlichkeit erstarrte Strukturen kritisch hinterfragen.

Was sind „Langzeiterkrankungen“?

Das gesamte Krankheitsspektrum hat sich verschoben: Es sind nicht die akuten Fälle wie Verletzungen oder Infektionen, die Patienten und Gesundheitssystem mehrheitlich belasten. Vielmehr dominieren langwierige, oft auch chronische Krankheiten: Hypertonie, Diabetes, Krebs, psychische Krankheiten sowie Muskel-Skeletterkrankungen.

Langzeitfälle: Individuelle und gesellschaftliche Folgen

Die Folgen für Arbeitnehmer, die krankheitsbedingt lange ausfallen und die sozialen Sicherungssysteme schildert Prof. Holger Pfaff, Mitherausgeber des BKK Gesundheitsreports 2015: „Die Unsicherheit des Einzelnen, ob er trotz oder mit seiner Krankheit seinen Beruf perspektivisch weiter ausüben kann ist eine große Belastung für den Kranken selbst, seine Familie und sein Arbeitsumfeld.“

Der Patient ist in der gesetzlichen Krankenversicherung abgesichert, weil ihm diese (nach den meist sechs Wochen Entgeltfortzahlung durch den Arbeitgeber) maximal 78 Wochen lang Krankengeld zahlt. Gesundet ein Langzeitpatient in dieser Zeit allerdings nicht, wird er in der Regel verrentet.

„Steigende Krankengeldzahlungen, immer eher verrentete Beschäftigte – besonders dramatisch bei psychisch Kranken – sind kein unabänderliches Schicksal, weder für die Kranken noch die deutschen Sozialsysteme. Entscheidend ist, Häufigkeit und Schwere der Langzeiterkrankungen durch Prävention zu verringern. Zu den effektiven Lösungsansätzen gehört für die Reduzierung von Langzeitkrankheiten und der oft damit einhergehenden Multimorbidität ein konsequentes, effektives und vor allem sektorenübergreifendes Versorgungsmanagement. Wir können uns die berühmt-berüchtigte sogenannte Schnittstellenproblematik im deutschen Gesundheitswesen einfach nicht länger leisten“, resümiert Prof. Holger Pfaff.

Neben den Fehlzeiten sind im BKK Gesundheitsreport 2015 detaillierte Analysen zur ambulanten Versorgung und den Arzneimittelverordnungen zu finden. Neu sind Kennzahlen zur stationären Versorgung. Der BKK Gesundheitsreport 2015 gibt das Krankheitsgeschehen von insgesamt 9,1 Millionen BKK-Versicherten wieder und ist repräsentativ für die gesamte Arbeitswelt.